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Wissenschaftstheorie: War die „Kognitive Wende“ eine wissenschaftliche Revolution?

Die sogenannte kognitive Wende in der Psychologie wird gerne als eine wissenschaftliche Revolution betrachtet. Der Umstand, dass sich im Lauf der fünfziger Jahre immer mehr Psychologen vom Behaviorismus abwandten und die sogenannte kognitive Psychologie begründeten, wird als Beleg dafür genommen, dass das behavioristische Paradigma überkommen und unfruchtbar geworden war. In der Tat scheint die Argumentation, nach O’Donohue et al. (2003) folgendermaßen zu verlaufen:

  1. Es gab eine wissenschaftliche Revolution
  2. Nach Popper zeigt eine wissenschaftliche Revolution an, dass die ältere Theorie aufgrund von falsifizierenden Daten der neueren Theorie unterlag.
  3. Also wurde das behavioristische Forschungsprogramm aufgrund falsifizierender Daten ad acta gelegt.

Tatsächlich hat aber nach den Maßstäben der Wissenschaftstheorie keine „Revolution“ stattgefunden. O’Donohue et al. (2003) vergleichen die Aussagen der wichtigsten Wissenschaftstheoretiker (Popper, Kuhn, Lakatos, Laudan und Gross) darüber, was eine wissenschaftliche Revolution ausmacht, mit den Aussagen einiger der wichtigsten Vertreter der kognitiven Wende und kommen zu dem Ergebnis, dass keine wissenschaftliche Revolution im traditionellen Sinne stattgefunden hat. Am besten wird die kognitive Wende als ein sozio-rethorisches Phänomen (im Sinne Gross‘) beschrieben.

O’Donohue et al. (2003) greifen dabei zum einen auf die Ergebnisse eines Fragebogens zu, den sie an sechs bedeutende Proponenten der kognitiven Wende versendeten, zum andern auf die Aussagen anderer bedeutender „Kognitivisten“ (wie z. B. Noam Chomsky und Ulric Neisser), wie sie in einem Buch zum Thema, Baars (1986) The Cognitive Revolution in Psychology, niedergelegt sind.

Nach Popper ist eine wissenschaftliche Revolution dann gegeben, wenn die alte Theorie falsifiziert wurde und wenn die neue Theorie über mehr „Erklärungs- und Vorhersagekraft“ verfügt, in dem Sinne, dass sie mehr empirische Daten erklären kann und logisch stringenter ist. Von der kognitiven Wende kann dies nicht behauptet werden. Keiner ihrer Hauptvertreter kann konkrete empirische Daten nennen (z. B. Ergebnisse von Experimenten), die das behavioristische Forschungsprogramm falsifiziert hätten oder die nicht mehr mit den Mitteln dieses Programms hätten erklärt werden können. Vielmehr sprechen Kognitivsten wie Philip Johnson-Laird von kleineren (prinzipiell aber lösbaren) Ungereimtheiten (embarrassments ), die sie sich vom Behaviorismus abwenden ließen.

Nach Kuhn ist eine wissenschaftliche Revolution dann zu erwarten, wenn die alte Theorie in einem „Meer von Anomalien“ ertrinkt und eine neue Theorie einen besseren Ansatz aufweist, mit dem sie die Anomalien auflösen kann. Die Probleme, die sich bei der behavioristischen Forschung zeigten, wurden durch die kognitive Wende nicht gelöst (vielmehr kam die weiter fortbestehende behavioristische Forschung nach und nach selbst damit klar). Kognitivisten beschäftigten sich lieber mit anderen Themen als die Behavioristen zu dieser Zeit schwerpunktmäßig. Von einem „Meer von Anomalien“ gar kann keiner der befragen Kognitivisten sprechen, im Gegenteil, ihnen fallen kaum Beispiele für „Anomalien“ ein (die den Namen verdienten).

Lakatos sieht eine wissenschaftliche Revolution dann heraufziehen, wenn sich die alte Theorie zunehmend auf Ad-hoc-Strategien verlegen muss, um auftretende Anomalien zu bewältigen. Ein typisches Beispiel sind die Epizykel, mit denen das ptolemäische Weltbild gerettet werden sollte. Ein progressives Forschungsprogramm dagegen kann nicht nur die Anomalien des degenerierenden Programms beseitigen, es schreitet gewissermaßen theoretisch der Empirie voraus: Neue Fakten werden theoretisch vorausgesagt, nicht die Theorie post hoc zu den Tatsachen „passend gemacht“. Der behavioristische Forschungsansatz hörte aber damals, auch nach Aussage der Kognitivsten, nicht auf, neue Voraussagen zu treffen. Auch trifft es nicht zu, dass Anomalien nur mehr mit Ad-hoc-Strategien gelöst wurden. Die Kognitivisten können sich nicht auf einen empirischen Befund einigen, der den Behaviorismus in Bedrängnis gebracht hätte, vom Kognitivismus aber elegant gelöst worden wäre. Die wenigen genannten Befunde (überhaupt zogen es die Befragten, auch auf konkrete Nachfragen, vor, allgemeine Aussagen zu machen und biographische Details auszuführen, anstatt Forschungsergebnisse zu benennen) sind aus behavioristischer Sicht eher „kleine Probleme“. Ein experimentum crucis fand sich nicht: „proponents of the revolution have yet to impart how the cognitive program is progressing when compared to the degenerating behavioral program. Namely, what are these `cataclysmic´ data that `drowned´ the behavioural program in an `ocean of anomalies´“? (S. 97).

Laudan hebt auf die höhere Problemlösefähigkeit der neuen Theorie ab, wenn er die Gründe für wissenschaftliche Revolutionen betrachtet. Die behavioristische Forschungstradition hätte demnach intern inkonsistent sein müssen, metaphysische Annahmen machen müssen, Prinzipien verletzen müssen, die sie begründet hatte und sich nicht in Einklang mit übergreifenden Theorien (z. B. der Evolutionstheorie 1) bringen lassen können. Die kognitive Psychologie müsste demnach viel mehr empirische Probleme lösen können als die Verhaltensanalyse, insbesondere solche, die der Behaviorismus nicht zu lösen imstande ist. Dies kann durch die Aussagen der befragten Kognitivsten nicht bestätigt werden. Sie sprechen dem kognitiven Forschungsprogramm mehr „Attraktivität“ zu als dem behavioristischen, nicht aber eine bessere Problemlösefähigkeit.

Gross` Perspektive kommt dem, was bei der kognitiven Wende stattfand, noch am nächsten. Diese war ein soziologisches Phänomen. Die Psychologen schienen nach und nach überzeugt zu sein, dass das kognitive Forschungsprogramm erfolgversprechender sei als das behavioristische. Dieser Wandel war nicht logisch begründet. Er lässt sich am besten als ein Überzeugungsprozess beschreiben, bei dem es dem Überzeugten nachher schwer fällt, zu erklären, was ihn denn nun überzeugt habe. Überzeugend waren bei der kognitiven Wende – so bestätigen es auch die Aussagen der Befragten – vor allem die (in der Regel rein theoretischen, d. h. keine neue empirische Forschung referierenden) Bücher der Vorreiter des Kognitivismus. Der Vorzug der kognitiven Psychologie ist, dass sie wesentlich „lebensnaher“ und an das Alltagsverständnis angelehnt schreiben (können) als die an die Regeln einer Naturwissenschaft gebundenen Behavioristen. Hinzu kam der Reiz des Neuen: Wer zur fraglichen Zeit im behavioristischen Programm blieb, der musste erst den ganzen, bis dahin schon recht umfangreichen Grundstock an Forschung begreifen und berücksichtigen. Das kognitivistische Forschungsprogramm war dagegen ein unentdecktes Land, mit vielen Möglichkeiten, Phänomene neu, nämlich als „kognitive“ Phänomene, zu untersuchen und zu beschreiben.

1 Speziell hier stellt die kognitive Wende einen eindeutigen Rückschritt dar: Man fragt, sich welchen adaptiven Wert die zahlreichen „kognitiven Prozesse“ haben sollen, die von den Kognitivisten angenommen werden. Das operante Konditionieren passt sehr gut zur biologische Evolution (und ist gewissermaßen eine Fortsetzung der Evolution auf der Ebene des Individuums).

Literaturangabe:
O’Donohue, W.; Ferguson, K.E. & Naugle, A.E. (2003). The structure of the cognitive revolution. An examination from the philosophy of science. The Behavior Analyst, 26, 85-110. https://doi.org/10.1007/BF03392069

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Das „Meme“ – nur eine Metapher

Dawkins (1976) prägte den Begriff des „Mems“. Das Mem ist eine Metapher für die Übertragung kultureller Information durch eine Art Träger, ähnlich wie das Gen ein Träger der Erbinformation ist. Diese Idee hat mittlerweile ein Eigenleben entwickelt, eine eigene Art Wissenschaft, die „Memetik“ beschäftig sich damit, wie diese angenommenen Replikatoren kultureller Information funktionieren, wie sie sich verbreiten usw. Dabei wird den Memen eine kausale Rolle bei der Verursachung von Verhalten zugeschrieben. Im Rahmen der Memetik wird z. B. bisweilen auch angenommen, dass es sich bei (vielen) Religionen um memetische Viren handelt. Doch spielt sich all das im Raum des metaphorischen Denkens ab. Niemand hat bislang das reale Gegenstück zum Konstrukt Mem gefunden, so wie man die Chromosomen als die realen Träger der (in Genen codierten) Erbinformation identifiziert hat.

Simon und Baum (2011) kritisieren das Konzept des Mems aus behavioristischer Sicht. Statt von Memen zu sprechen, kann man auch gleich das beschreiben, was hinter der Idee des Mems steckt, nämlich Zusammenhänge zwischen Verhaltensweisen und Umweltereignissen die für Vorhersagen genutzt werden können.

Meme lassen sich in verschiedener Weise auffassen:

  1. Als Abstraktionen, im Sinne von mentalen Repräsentationen, Informationen und Ideen
  2. Als Neurologische Erregungsmuster
  3. Als Einheiten von Verhalten

Ad 1.
Zwar weisen es die meisten Autoren von sich, doch lässt sich die Nähe des Mem-Konzepts zum Dualismus nicht verneinen. Wenn Meme nicht als Metapher, sondern als real aufgefasst werden, stellt sich die Frage, wie sie mit dem Körper, der sich letztlich verhält, interagieren. Wer die Texte von Autoren, die Meme als Informationsreplikatoren ansehen, liest, kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Meme verborgene Entitäten in einer geistigen Welt sind, die irgendwie Verhalten verursachen.

So schreibt Dennett (1991), der sich ansonsten vehement gegen den Dualismus ausspricht, dass der Geist geschaffen werden, indem Meme das Gehirn restrukturieren (S. 207). Wenn man kein Dualist ist, wie soll man es dann verstehen, dass Meme das Gehirn restrukturieren? Wenn Dennett damit allerdings nur sagen wollte, dass individuelles Verhalten mit Veränderungen im Gehirn einhergeht, bleibt unklar, was die Einführung des Begriffs Mem zu dieser Erklärung beiträgt. Ebenso klingt die Aussage von Susan Blackmore (1997) sehr dualistisch, dass unsere Gehirne und unsere Geister das Produkt von zwei Replikatoren sind („our brains and minds have been the product of two replicators… but as memetic evolution proceeds faster and faster, our minds are increasingly the product of memes, not genes“, S. 44). An anderer Stelle schreibt sie (1999), es gebe in uns nichts, dass das Tun tue, außer einem Bündel Meme (S. 240). Sie ersetzt lediglich das (von ihr zurecht als „magische“ und „aus dem Nichts entstehende“ Kraft bezeichnete) verhaltensverursachende „Bewusstsein“ durch „Meme“. Die Memetik macht nicht deutlich, was Meme von imaginären Agenten unterscheidet.

Den Dualismus vermeidet man, wenn man Meme als Begriffe auffasst, die sich auf Verhaltensregularitäten beziehen. Zum Beispiel bedeutet der Glaube, dass Inzest falsch ist (ein typisches „Mem“), dass man Inzest vermeidet, sich dagegen ausspricht, ihn bestraft, wenn er vorkommt usw. Die Verhaltensweisen, die wir hier aufzählen, sind real.

Die Aussage, dass Meme (als Ideen) unser Verhalten verursachen, ist ein Beispiel für Mentalismus, die von B. F. Skinner kritisierte Vorstellung, dass es neben den realen Verhaltensweisen weniger oder gar nicht reale geistige Inhalte gebe, die Verhalten verursachen sollen. Allerding führt der Mentalismus sehr leicht zu Pseudo-Erklärungen. So fragt man sich, wenn Meme Verhalten verursachen, was verursacht dann die Meme? Haben Meme wiederum Meme in sich? Das Problem des Homunculi tritt immer dann auf, wenn man Verhalten einem Teil – insbesondere einem verborgenen Teil – der Person zuschreibt, anstatt den Organismus als Ganzes zu betrachten.

Ad 2.
Wenn man dagegen Meme als neuronale Muster auffasst, müsste man zeigen, dass zwei Menschen, die die gleichen Meme haben, auch eine zumindest ähnliche neuronale Erregung zeigen. Außerdem stellt sich die Frage, wie in diesem Fall ein Mem von einer Person auf eine andere übertragen wird. Alles was wir sehen, ist, dass sich erst eine Person und dann eine andere Person auf eine bestimmte Weise verhält.

Ad 3.
Nur Verhalten, das die Umwelt beeinflusst, kann aufgrund seiner Konsequenzen selektiert werden. Eine kulturelle Praxis besteht aus einem bestimmten Verhalten und den Konsequenzen, die diese Verhalten hat, z. B. das Waschen von Lebensmitteln, was zu einer Vermeidung von Krankheiten führt. Oft wird die Konsequenz aber auch sozial vermittelt. Es gibt eine Regel („Wasche die Früchte, bevor du sie isst“), deren Befolgung durch die Zustimmung anderer Personen verstärkt wird.

Alles in allem erschöpft sich die Mem-Debatte in mehr oder weniger geistreichen Analogien. Verhalten kann durch die Annahme von Memen nicht besser vorhergesagt werden als durch die Analyse von Verhaltenskontingenzen.

Literatur

Blackmore, Susan J. (1997). The power of the meme meme. The Skeptic, 5, 43-49.

Blackmore, Susan J. (1999). The meme machine. New York: Oxford University Press.

Dawkins, R. (1976). The selfish gene. Oxford, New York: Oxford University Press.

Dennett, D. C. (1991). Real patterns. Journal of Philosophy, 88, 27-51.

Simon, C., & Baum, W. M. (2011). Expelling the meme-ghost from the machine. An evolutionary explanation for the spread of cultural practices. Behavior and Philosophy, 39/40, 127-144. http://www.behavior.org/resources/727.pdf

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Wissenschaftliche Wandersagen über den Behaviorismus

John B. Watson bedauerte, dass er nicht frühzeitig den Falschdarstellungen seiner Theorie entgegengetreten war. Dies habe den absonderlichsten Missverständnissen Raum gegeben, die nun kaum mehr aus der Welt zu schaffen sind. B. F. Skinner äußerte ähnliche Gedanken. Die Zeitschrift „Behavioral and Brain Sciences“ hatte 1984 mehrere Artikel von Skinner reproduziert und einige der renommiertesten Psychologen, Neurowissenschaftler und Vertreter verwandter Wissenschaften um Kommentare gebeten (darunter Daniel Dennett, Eibl-Eibesfeldt, Eysenck). In einer Antwort auf einen dieser Kommentare meinte Skinner, leicht frustriert: „Ich bedaure, dass viele meiner Antworten [an die Kommentatoren] lediglich aus Richtigstellungen bestehen. Aber nichts anderes ist mir hier möglich“ (Skinner, 1984, S. 707). Selbst in den Kommentaren zu diesen Artikeln unterstellte man Skinner Ansichten, die er in eben diesen Artikeln nicht nur nicht geäußert hatte: Oft hätte eine aufmerksame Lektüre des kommentierten Artikels den Kommentator bereits darüber aufklären können, dass Skinner sich explizit gegen die unterstellte Ansicht abgrenzte. Man möchte den Kommentatoren fast zurufen: Dann lest halt ordentlich!

Todd und Morris (1992) betrachten die Falschdarstellungen von Skinner Positionen als einen Fall von wissenschaftlicher Folklore (oder Wandersage des Wissenschaftsbetriebes). Wissenschaftsfolklore gibt es auch in anderen Disziplinen. Doch dort geht sie meist von Fachfremden oder Laien aus. Die Quelle der Wandersagen über den Behaviorismus sitzt im Wissenschaftsbetrieb selbst, bei den Psychologen.

Todd und Morris (1992) zeigen an drei Beispielen, wie verzerrende oder Falschdarstellungen von Watsons Ansichten auf Skinner generalisierten. Skinners „radikaler Behaviorismus“ stammt geistesgeschichtlich von Watsons „klassischem Behaviorismus“ ab. Von beiden unabhängig entwickelte sich der mediationale oder methodologische Behaviorismus, als dessen Hauptvertreter Hull (1943) und Tolman (1932) gelten können. Der methodologische Behaviorismus stellt noch immer die methodische Grundlage der empirischen Psychologie, insbesondere der kognitiven Psychologie dar. Diesem (nicht Skinners radikalem Behaviorismus) ist die Ansicht zuzuschreiben, dass man nur offen beobachtbares Verhalten untersuchen könne. Auch das Prinzip der „Operationalisierung“ und des Rückschlusses vom beobachtbaren Verhalten auf vermutete „geistige“ Prozesse geht auf die methodologischen Behavioristen zurück.

„Nach Ansicht der Behavioristen ist alles Verhalten erlernt“

Dem Behaviorismus wird unterstellt, dass er alles oder fast alles Verhalten als erlernt betrachte und dass er die genetische Grundlage des Verhaltens (oder gar die Genetik als solche) verleugne. Diese Falschdarstellung ist verantwortlich für die Entfremdung von Behavioristen und Ethologen. Das ist desto bedauerlicher, als die experimentelle Verhaltensanalyse und die moderne ethologische Forschung sehr viel gemeinsam haben und voneinander profitieren könnten.

Eine der Quellen dieses Mythos‘ ist ein Zitat aus John B. Watsons Buch „Behaviorism“, das erst seit den fünfziger Jahren des 20. Jahrhunderts immer wieder in Lehrbüchern der Psychologie auftaucht. Die Rede ist von Watsons „Duzend gesunder Kinder“:

„Gebt mir ein Dutzend wohlgeformter, gesunder Kinder und meine eigene, von mir entworfene Welt, in der ich sie großziehen kann und ich garantiere euch, dass ich jeden von ihnen zufällig herausgreifen kann und ihn so trainieren kann, dass aus ihm jede beliebige Art von Spezialist wird – ein Arzt, ein Rechtsanwalt, ein Kaufmann und, ja, sogar ein Bettler und Dieb, ganz unabhängig von seinen Talenten, Neigungen, Tendenzen, Fähigkeiten, Begabungen und der Rasse seiner Vorfahren“ (1924, S. 82).

Aus dem Kontext gerissen, klingt dieses Zitat in der Tat wie ein kräftiges Bekenntnis zur Tabula-Rasa-Position. Doch der Kontext des Zitats ist eine Auseinandersetzung mit der zu dieser Zeit populären Eugenik, der Ansicht, dass man durch gezielte Zuchtwahl und die Sterilisation oder Elimination von „genetisch minderwertigen“ Personen die Menschheit verbessern könne, ja müsse. Watson wollte mit dieser Aussage gezielt provozieren. Zudem, seine Aussage ist eine hypothetische, ein fiktives Zitat, was deutlich wird, wenn man sie im Kontext liest:

„Ich würde sogar noch weiter gehen und sagen „Gebt mir ein Dutzend wohlgeformter, gesunder Kinder (…) ganz unabhängig von seinen Talenten, Neigungen, Tendenzen, Fähigkeiten, Begabungen und der Rasse seiner Vorfahren“. Ich gebe zu, dass ich spekuliere, aber das tun die Anhänger der Gegenseite ebenfalls und sie taten es viele tausend Jahre lang. Beachten Sie bitte, dass dieses Experiment voraussetzt, dass ich festlegen darf, wie genau die Kinder großgezogen werden und in welcher Welt sie zu leben haben.“ (ebd.)

Watson schreibt im weiteren Verlauf ausführlich über Erblichkeit und Umweltgeformtheit des Verhaltens. Zudem wollte Watson hier lediglich klarstellen, dass Menschen (im Gegensatz zu Tieren) kaum oder keine „Instinkte“ besitzen. Die Existenz ungelernter Verhaltensweisen, auch beim Menschen, leugnet er nicht. Die „Anhänger der Gegenseite“, von denen er hier schreibt, sind die Eugeniker, zu denen sich übrigens viele nicht-behavioristische Psychologen zählten. Watson und die meisten anderen Behavioristen dagegen sahen und sehen den Nativismus (die Ansicht, das „geistige“ Eigenschaften angeboren sind) und den daraus notwendig folgenden sozialen und pädagogischen Pessimismus (es nutzt nichts zu versuchen, die Lage von wenig gebildeten und armen Menschen verbessern zu wollen, liegt doch die Ursache für die Defizite in den Gene der Menschen) sehr kritisch.

Im selben Kontext steht die Falschdarstellung, dass Behavioristen die genetischen Unterschiede zwischen den Arten verleugnen würden. Dabei warnte Watson selbst davor, die Ergebnisse aus Tierversuchen einfach auf Menschen zu übertragen. Den Mangel an instinktiven Verhaltensweisen beim Menschen betrachtete er als eine artspezifische Besonderheit des Menschen.

Die Leugnung der Bedeutung der Genetik und der Biologie für das Verhalten wurde späterhin auch Skinner unterstellt. Dabei hat Skinner vom Beginn seines wissenschaftlichen Arbeitens an ständig auf die Rolle der Biologie hingewiesen (Morris et al., 2004). Er selbst betrachtete die von ihm begründete experimentelle Verhaltensanalyse als ein Teilgebiet der Biologie.

Interessant ist, wie die Verbreiter der Falschdarstellungen bisweilen auf Korrekturen reagieren. So kommentierte (der Verhaltensanalytiker und Behaviorist) Todd (1987) eine Arbeit zweier Ethologen (Gould & Marler, 1987a) indem er darauf hinwies, dass diese dem Behaviorismus irrtümlich unterstellen, er verleugne die Artunterschiede im Verhalten. Die Autoren (Gould & Marler, 1987b) erwiderten auf den Kommentar, dass Todd im Unrecht sei, schließlich stünde in den einführenden Lehrbüchern der Psychologie, dass der Behaviorismus Artunterschiede verleugne. Dieses Zitieren und Belegen mit Sekundär- und Tertiärquellen erinnert nicht zufällig an die Verbreitungsmechanismen von modernen Sagen („urban legends“): „Der Schwager meines Bekannten hat erzählt, dass das seinem Kollegen passiert ist – und es ist absolut wahr!“

Als einer der „Sargnägel“ des Behaviorismus wird (neben der „Preparedness„) gerne der Garcia-Effekt genannt. Der Garcia-Effekt besagt, dass nicht alle Reize in gleicher Weise konditioniert werden können. So kann man die Ekelreaktion gut mit Gerüchen und Geschmäckern konditionieren: Patienten, die eine Chemotherapie erhalten (welche meist starke Übelkeit auslöst), entwickeln oft einen konditionierten Ekel vor den Nahrungsmitteln, die sie in den Stunden vor der Chemotherapie zu sich genommen haben. Diese Konditionierung gelingt jedoch kaum mit visuellen oder akustischen Reizen.

Kein Behaviorist hat aber je unterstellt, dass alle Reize sich gleichermaßen als auslösende Reize oder Verstärker eignen würden. Skinner schreibt explizit:

„Niemand, der das Verhalten von Tieren ernsthaft erforscht, hat je angenommen, dass das Tier als eine „tabula rasa“ ins Labor kommt, dass Artunterschiede nicht wichtig sind und dass alle Verhaltensweisen in gleicher Weise auf alle Reize konditioniert werden können“ (1966, S. 1205).

Interessanterweise hatte Garcia eine frühe Version seines Artikels (zum später nach ihm benannten Effekt) zunächst bei der (radikal-behavioristischen) Zeitschrift Journal of the Experimental Analysis of Behavior (JEAB) eingereicht, da die anderen psychologischen Fachzeitschriften diesen nicht abdrucken wollten (Garcia, 1981). Der Artikel wurde angenommen, mit der Bitte um einige kleinere Änderungen, Garcia zog ihn aber wieder zurück, aufgrund einer anderweitigen Verwendung des Materials.

Garcia (1981, S. 155) unterstellt, dass „die Behavioristen“ nicht berücksichtigten, dass das Picken einer Taube auf den Schalter in der Skinner-Box nicht allein durch die operante Konditionierung geformt wird. Interessanterweise bezieht er sich dabei auf Forschungen, die bereits in den vierziger Jahren in Skinners (!) Labor stattfanden. Wolin (1948/1968) berichtete darüber, dass das Picken des Vogels auf den Schalter, wenn es mit Wasser oder Futter verstärkt wird, dem Trink- und Essverhalten der Vögel ähnelt. Eine Replikation der Studie von Wolin wurde später in JEAB veröffentlicht (Brown & Jenkins, 1973). Sie bildet die Grundlage der weiteren Studien zum Autoshaping, der „Selbst-Formung“ der Verhaltens auf der Grundlage angeborener Verhaltensmuster. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Forschungsergebnisse von Behavioristen herangezogen werden, um zu belegen, dass Behavioristen eben diese Forschungsergebnisse ignorieren oder leugnen würden.

„Behavioristen verfolgen manipulative oder totalitäre Ziele“

Watson vertrat offensiv eine materialistische und atheistische Weltsicht. Dies war zu seiner aktiven Zeit (bis in die frühen 1920er Jahre) der Aspekt, der seine Kritiker am meisten aufbrachte. Die Standard-Diffamierung von Watsons Position lautete, der damaligen Diktion folgend, diese sei „bolschewistisch“. Es erübrigt sich, zu erklären, dass Watson keinerlei derartige politische Positionen vertrat.

Der Vorwurf des Totalitarismus traf später auch Skinner. Skinners weltanschauliche Position lässt sich am besten als liberal und humanistisch bezeichnen (er war übrigens bekennender säkularer Humanist und Ehrenmitglied der amerikanischen Skeptiker-Vereinigung CSICOP). Als Beispiel für die Diffamierung, der Skinner in dieser Hinsicht ausgesetzt war, soll ein Zitat von Zimbardo, dem Autor eines auch in Deutschland sehr populären einführenden Lehrbuchs der Psychologie, stehen. Zimbardo schreibt über George Orwells Roman „1984“ folgendes: „Orwells Verführer gleicht einem Josef Stalin, der von B. F. Skinner trainiert wurde“ (1984, S. 71).

Interessanterweise sind sich „rechte“ (Religiöse, Soziobiologen, Konservative) und „linke“ (Kritiker der Soziobiologie) Autoren darin einig, ihre Anhänger vor dem verderblichen Einfluss Skinners zu warnen. Unter anderem wird Skinner unterstellt, er habe sich bei seinem utopischen Roman „Walden Two“ (1948) an Aldous Huxleys „Schöne neue Welt“ (1932) und Orwells „1984“ (1949) orientiert, indem er die dort beschriebenen Manipulationstechniken kopiere. Übrigens erschien Orwells Roman erst nach Skinners „Walden Two“…

Skinners Buch „Jenseits von Freiheit und Würde“ (1971) gab dieser Legende einen weiteren Schub. Die „Kritiker“ hatten in der Regel lediglich den Buchtitel gelesen – und missverstanden. Skinner vertritt in diesem Werk ausschließlich humanitäre Ziele: Wie man den Atomkrieg verhindern kann, die Umweltverschmutzung eindämmen, den Einsatz von Strafen und Zwang reduzieren und Toleranz und Diversität fördern kann. Der Buchtitel bezieht sich auf das, was jedem rational-wissenschaftlich denkendem Menschen klar sein sollte: Wir werden diese Ziele nicht erreichen, indem wir fromme Reden schwingen. Wir sollten die Methoden der Wissenschaft nutzen, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen.

Verhaltensanalytiker wenden die Methoden der Wissenschaft seit vielen Jahrzehnten (entscheidend ist das Jahr 1968, als die Zeitschrift Journal of Applied Behavior Analysis, JABA, gegründet wurde) auf menschliches Verhalten an. Es ist daher falsch, Behavioristen zu unterstellen, sie würden die Ergebnisse aus Tierexperimenten „einfach so“ auf menschliches Verhalten übertragen. Die Ziele verhaltensanalytischer Interventionen sind im Einklang mit humanistischen Idealen. Sie zielen u. a. darauf ab, den Einsatz aversiver Methoden (Strafen) zu reduzieren, die Selbständigkeit von Menschen mit Behinderung zu vergrößern, die Verschwendung von Ressourcen einzuschränken und die Sicherheit von Menschen am Arbeitsplatz zu verbessern. Behavioristen waren unter den ersten Wissenschaftlern, die sich explizite, verbindliche Regel für ethisch angemessenes professionelles Verhalten gaben (vgl. Van Houten et al., 1988). Sie etablierten das Konzept der sozialen Validität, jenes Prinzips, das verhaltensbezogene Maßnahmen nicht nur wirksam, sondern in der Einschätzung der betroffenen Personen auch akzeptabel sein müssen. Mittlerweile finden sich in fast jedem Artikel über eine Studie aus dem Bereich der angewandten Verhaltensanalyse nicht nur die üblichen Angaben zu Methode, Beobachterübereinstimmung usw., sondern auch ein Bericht über die Erhebung der sozialen Validität der Maßnahme.

„Behavioristen sind rigid und intellektuell intolerant“

Behavioristen, so wird unterstellt, erklärten mehrere Forschungsgebiete für „off-limits“. Man könnte nach Ansicht der Behavioristen z. B. Denken und Gefühle nicht wissenschaftlich untersuchen. Durch diese Denkverbote, die sie der Psychologie als Wissenschaft gewissermaßen auferlegten, hemmten sie den Fortschritt der Psychologie.

Skinner selbst führt diese Auffassung auf die Reaktionen auf Watsons Ansichten zurück: „An Watson erinnerte man sich lange Zeit nur im Zusammenhang mit einer sehr restriktiven Haltung zur Selbstbeobachtung, einem extremen Umweltbezug und einer kalten und abgehobenen Theorie der Kinderpflege. Nichts davon war in seinem ursprünglichen Programm ein zentraler Bestandteil“ (Skinner, 1959, S. 198).

Wie später auch Skinner, schloss Watson nicht die erwähnten Prozesse aus der Untersuchung aus. Er vertrat die Ansicht, dass „der Geist“, „das Selbst“ usw. keine geeigneten Erklärungen in einer Naturwissenschaft des Verhaltens darstellen. Die damit umschriebenen Verhaltensweisen schloss er keineswegs aus. Ardry (1966) unterstellt dem Behaviorismus nichts desto trotz, dass er auf die amerikanische Psychologie ähnlich verheerend wirkte wie der Lyssenkoismus auf die Biologie in der Sowjetunion.

Doch Watson war nur dann intolerant, wenn es darum ging, empirisch-wissenschaftliche Prinzipien durchzusetzen und objektiven Kriterien zu genügen, um Behauptungen zu belegen. Kritikern, die keinerlei Daten hatten, um ihre Behauptungen zu belegen, konnte er vehement entgegen treten. Wir müssen Watsons angebliche Intoleranz vor dem Hintergrund des fast noch vorwissenschaftlichen Zustandes der Psychologie seiner Zeit sehen. Die Forderung nach wissenschaftlichen Belegen ist für heutige empirisch arbeitende Psychologen keine Zumutung. Zu Watsons Zeit war es eher die Ausnahme, dass man Meinungen über das „Wesen des Menschen“ auch empirisch belegte.

Skinner trat weniger kontrovers auf, als Watson dies tat. Dennoch war er ein sehr profilierter und sichtbarer Advokat seiner Wissenschaft. Skinner verbrachte fünfzig Jahre seines Lebens damit, den Rest der Psychologie von den Vorteilen seines Ansatzes zu überzeugen. Wenn der radikale Behaviorismus heute als intolerant wahrgenommen wird, dann deswegen, weil er sich weigert, traditionelle psychologische Untersuchungseinheiten wie den „Geist“ als gegeben hinzunehmen. Als intolerant könnte man aber auch die Haltung der traditionellen Psychologie bezeichnen, die vorschreibt, dass jede Erklärung eines Verhaltens auf interne, vermittelnde oder auslösende hypothetische Konstrukte Bezug nehmen muss. Kognitive Psychologen bedienen sich der Computermetapher und suchen nach Mechanismen; sie huldigen dem Korrespondenzprinzip der Wahrheit. Radikale Behavioristen sind Kontextualisten, sie verfolgen das pragmatische Wahrheitskriterium. Behavioristen ziehen die Demonstration empirischer Kontrolle vor, Kognitivisten die formale Eleganz ihrer Theorien.

Hinzu kommt das Missverständnis, dass der Behaviorismus nur offenes Verhalten untersuche. Skinner (1974) dagegen bezeichnet die Analyse des sogenannten privaten Verhaltens als „das Kernstück des radikalen Behaviorismus“ (S. 212). Er selbst schrieb Hunderte von Seiten über dieses Thema.

Wenn es tatsächlich so wäre, dass der Behaviorismus die „inneren Vorgänge“ ignorierte, dann müsste man sich fragen, was den Rest der Psychologie daran gestört hat. Behaviorismus wäre dann eine merkwürdige Spielart der Psychologie, mit einem begrenzten Geltungsbereich. Doch die Wandersage unterstellt, der Behaviorismus habe die Beschäftigung mit diesen Themen aktiv unterdrückt. Man fragt sich, wie ihm das gelungen sein soll, zumal die Behavioristen – gleich welcher Couleur – zu keinem Zeitpunkt die Mehrheit in der Psychologie stellten. Im Gegenteil, die radikalen Behavioristen waren immer eine kleine und schwache Gruppe. Ende der fünfziger Jahre mussten sie eine Zeitschrift für experimentelle und Ende der sechziger Jahre eine für angewandte Verhaltensanalyse (JEAB und JABA) gründen, weil die etablierten psychologischen Zeitschriften ihre Arbeiten nicht veröffentlichen wollten. Zudem erlebte der radikale Behaviorismus erst lange nachdem „der Behaviorismus die Welt der Psychologie beherrschte“ seine eigentlichen Aufschwung: Ab den späten siebziger Jahren. Bis dahin war, der Legende von der kognitiven Wende zufolge, der Behaviorismus doch eigentlich längst niedergerungen…

Am Rande frage ich mich auch: Wenn es wahr ist, dass der Behaviorismus die Entwicklung der Psychologie verzögert hat, dann müsste es seit dem Ende seiner Terrorherrschaft doch eine Fülle an neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und daraus abgeleiteten wirksamen Interventionen geben. Wo sind diese nur? Ein schlagendes Beispiel für die wissenschaftlichen Triumphe der kognitiven Psychologie würde genügen. Doch stattdessen entdecke ich allenfalls, dass scheinbare Erfolge der kognitiven Psychologie sich tatsächlich als Bestätigung der behavioristischen Position entpuppen. So deute einiges darauf hin, dass die kognitive Therapie der Depression eine Art „Huckepacktherapie“ ist, bei der die (wirkungslosen) kognitiven Anteile auf die eigentlich wirksamen verhaltensbezogenen Anteile aufgepfropft wurden (Jacobson et al., 1996).

Es fällt auch schwer, den real existierenden Behavioristen intellektuelle Intoleranz zu unterstellen. In den Jahren 1958 bis 1991 wurden in JEAB 62 Buchbesprechungen veröffentlicht. 75 % dieser Rezensionen bezogen sich auf Bücher, die nicht aus dem Bereich der Verhaltensanalyse stammen. Die große Mehrheit dieser Besprechungen ist nicht kritisch, sondern informativ und integrativ: Verhaltensanalytiker wollen wissen, was sie von anderen lernen können. Selbst Ulric Neissers (1967) Cognitive Psychology wurde von Kurt Salzinger (1973) sehr freundlich besprochen: „(…) Die Forschung im Bereich der kognitiven Psychologie ist sehr interessant und im Großen und Ganzen gut durchgeführt, ihre Resultate sind herausfordernd“ (S. 369). Zahlreiche Referenten von außerhalb der Verhaltensanalyse sprechen regelmäßig bei den Konferenzen der Association for Behavior Analysis International. Eine Disziplin, die sich abschotten will, verhält sich anders.

So fällt auf, dass es letztlich die Psychologie ist, die die Erkenntnisse der Verhaltensanalyse nicht wahrnehmen möchte. Sie finden allenfalls auf dem Umweg über eine „kognitive“ Neuformulierung Aufnahme, bei der ihr Ursprung nicht mehr kenntlich ist. Die Falschdarstellungen des Behaviorismus erhalten sich selbst aufrecht, denn sie sagen z. B. den Ethologen, dass es nichts bringt, sich mit diesen Leuten auszutauschen, die nicht wahrhaben wollen, dass es erbliche Anteile am Verhalten gibt. Sie sagen den kognitiven Psychologen, dass keinen Sinn hat, sich mit dieser sehr begrenzten Sichtweise auf das Erleben und Verhalten auseinanderzusetzen. Zudem, wenn die Behavioristen so dogmatisch sind, wie unterstellt, was sollte man von einer Diskussion mit ihnen haben? Sie wollen doch gar nicht diskutieren.

Die Wandersagen über den Behaviorismus werden weiter getragen, Studenten lernen sie in ihren einführenden Lehrbüchern und geben sie, wenn sie selbst Professoren sind, wieder an ihre Studenten weiter. Eine abweichende, realistischere Sicht über den Behaviorismus darzustellen, lohnt sich nicht. Im Gegenteil, wer allgemein geglaubte Behauptungen zum Behaviorismus richtig stellt, muss befürchten als inkompetent oder als Apologet einer abseitigen Ideologie dazustehen.

Literatur

Ardry, R. (1966). The territorial imperative. New York: Atheneum.

Brown, P. L. & Jenkins, H. J. (1968). Auto-shaping of the pigeon’s keypeck. Journal of the Experimental Analysis of Behavior, 11, 1-8.

Garcia, John. (1981). Tilting at the paper mills of academe. American Psychologist, 36(2), 149-158. DOI: 10.1037/0003-066X.36.2.149

Gould, J. L. & Marler, P. (1987a). Learning by instinct. Scientific American, 256(1), 74-85.

Gould, J. L. & Marler, P. (1987b). [Response to Todd.] Scientific American, 256(4), 4.

Hull, C. L. (1943). Principles of behavior. New York: Appleton-CenturyCrofts.

Huxley, A. (1932). Brave new world. New York: Harper & Row.

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Lehrbücher als Fehlerquellen

Die meisten Lehrbücher der Psychologie sind falsch was ihre Darstellung des radikalen Behaviorismus angeht. Wie aber sollen Psychologen ein angemessenes Bild der Verhaltensanalyse und des radikalen Behaviorismus entwickeln, wenn sie schon in den einführenden Lehrbüchern mit Fehlinformationen vollgestopft werden?

Robert Jensen und Helene Burgess untersuchten 1997, ob und in welcher Weise die radikal-behavioristische Interpretation kognitiver Prozesse in den 15 in den USA verbreitetsten einführenden Lehrbüchern der Psychologie berücksichtigt wird. Nur fünf Lehrbücher erkannten überhaupt, dass sich der radikale Behaviorismus mit diesem Thema beschäftigt, wobei kein einziges die Position Skinners richtig und vollständig darstellte. Sechs weitere Lehrbücher erwähnten den radikal-behavioristischen Ansatz überhaupt nicht, in vier Lehrbüchern wurde aktiv bestritten, dass der radikale Behaviorismus sich mit kognitiven Prozessen oder inneren Vorgängen befasse.

Diese Resultate sind vor allem deshalb entmutigend, weil bekannt ist, dass Studenten in höheren Semestern kaum noch ihre falschen Ansichten über den radikalen Behaviorismus ändern (DeBell & Harless, 1992).

Jensen und Burgess haben 2014 erneut einführende Lehrbücher der Psychologie auf ihre Darstellung des radikalen Behaviorismus hin untersucht. Kae Yabuki (2014) interviewte sie für „Operants“, die Zeitschrift der B.F. Skinner Foundation.

Jensen und Burgess fanden 1997 Fehlinformationen zuhauf, darunter die, dass Skinners Theorie bei Phänomenen wie Einsicht oder dem latenten Lernen und „kognitiven Landkarten“ versage. So wird in einem der Lehrbücher behauptet, dass Skinner das Lernen durch Beobachtung („am Modell“) nicht erklären könne. In einer Studie von Bandura, Ross und Ross (1963) imitierten Kinder, die ein Modell gesehen hatten, welches eine Pupe („Bobo-Doll“) schlug, in einer späteren freien Spielsituation dieses Modell (sie schlugen auch die Pupe). Das Experiment soll die neue Erkenntnis gebracht haben, dass Verhalten auch gelernt werden kann, ohne dass es verstärkt wurde. Dies wird als das Lernen von aggressivem Verhalten durch reine Beobachtung interpretiert und es wird behauptet, dass intervenierende kognitive Variablen erforderlich sind, um diesen Befund zu erklären. Das Lehrbuch hinterfragt diese Interpretation nicht. Die Kinder haben nicht wirklich aggressives Verhalten neu am Modell erlernt. Sie befanden sich vielmehr in einer Situation, in der ein Verhalten, dass schon im Repertoire der Kinder war, mehr oder weniger wahrscheinlich gemacht wurde. Skinner erklärt (vereinfacht ausgedrückt) das „Lernen am Modell“ als einen Spezialfall der Stimuluskontrolle (vgl. auch Baer & Sherman, 1964).

Jensen und Burgess schrieben an die Verlage und baten sie, den Autoren die Fehler zurück zu melden, wobei sie entsprechende Quellen beifügten. Die Neuauflagen waren aber in diesen Punkten unverändert.

Drei der zehn neuen Lehrbücher, die Jensen und Burgess 2014 untersuchten, waren Neuauflagen der Lehrbücher, die sie sich schon 1997 vorgenommen hatten. Unter den Titeln befinden sich Werke von Zimbardo (2009), Meyers (2014) und andere, die auch in deutscher Übersetzung verbreitet sind.

Dieses Mal fand sich eine einzige richtige Darstellung der Position des radikalen Behaviorismus. Die Autoren dieses Lehrbuchs, Wade und Travis (2003, S. 249-250), kritisieren sogar andere Psychologen dafür, dass diese Skinner unterstellen, er leugne die Existenz privaten Verhaltens oder nehme an, dass man es nicht untersuchen könne. Allerdings verderben Wade und Travis das Bild, indem sie anschließend die Position Skinners mit der der sozial-kognitiven Lerntheorie kontrastieren, die im Gegensatz zum radikalen Behaviorismus das Lernen am Modell und das Denken erklären könne.

Jensen und Burgess vermuten, dass die Autoren der Lehrbücher die Position Skinners nicht bewusst falsch darstellen, sondern dass sie selbst nicht erfassen können, worauf es Skinner ankam. Skinner plädierte dafür, dass Psychologen offenes Verhalten verändern sollten, solange das Verhalten „innerhalb der Haut“ nur indirekt untersuchbar ist. Dennoch sollten sie davon ausgehen, dass das private Verhalten den gleichen Gesetzmäßigkeiten unterliegt wie das Verhalten, das man von außen beobachten kann. Privates Verhalten ist für Skinner eine abhängige Variable in der Verhaltenswissenschaft.

Diese Falschdarstellungen, die die Studenten lernen, geben sie später, wenn sie selbst lehren, wieder an ihre Studenten weiter. Dass die Autoren ihre Darstellung trotz der Informationen nicht änderten, hat nach Jensen und Burgess mehrere Gründe: Die Verlage drängen darauf, dass Lehrbücher möglichst immer in einer aktuellen Auflage vorliegen. Die Autoren haben gar nicht die Zeit, um alle Fehler der früheren Ausgaben auszubessern. Von den Fehlern, die sie in der knappen Zeit korrigieren müssten, ist die Falschdarstellung des radikalen Behaviorismus wohl der für sie unbedeutendste. Zudem gewinnt man durch Lehrbücher kaum akademische Reputation. Es gibt praktisch keinen Druck, Falschdarstellungen in diesem Bereich auszubessern, da ein Wissenschaftler kaum in seiner Karriere gehemmt wird, weil er den radikalen Behaviorismus falsch darstellt. Im Gegenteil: Diejenigen (andere Professoren, die z. B. einer Berufungskommission angehören), die etwas zu sagen haben, haben die gleichen falschen Ansichten über den radikalen Behaviorismus und erwarten von einem Kollegen, dass er diese bestätigt. Diskrepanzen zu den eigenen Ansichten sind dagegen unerwünscht und potenziell gefährlich für die Karriere.

Die Frage bleibt, wie es überhaupt, zu Beginn, zu diesen Falschdarstellungen kommen konnte. Jensen und Burgess glauben nicht, dass Skinners eigene Schriften zu Fehlinterpretationen Anlass geben. Skinner beschrieb seine Position klar, detailliert und systematisch. Die Falschdarstellungen gleichen einem kulturellen Artefakt (einer Art Urban Legend), das von Professor zu Student weitergegeben wird, ohne dass es noch einmal hinterfragt wird. Die prominenteste Quelle für Falschdarstellungen des radikalen Behaviorismus ist sicherlich Noam Chomskys Rezension von Verbal Behavior. Chomskys Rezension wird noch immer viel zitiert (in den Jahren 1985 bis 1995 im Schnitt 18 mal pro Jahr, so der Social Sciences Citation Index, 1995). Chomskys Behauptungen sind zudem so verbreitet, dass die Autoren der Lehrbücher Teile aus dessen Artikel in ihre Texte aufnehmen, ohne Chomsky als Quelle zu nennen.

Als Abhilfe empfehlen Jensen und Burgess, darauf zu achten, dass jeder Praktiker der Verhaltensanalyse auch im radikalen Behaviorismus unterwiesen wird. Viele Praktiker werden noch ausgebildet, ohne dass sie den theoretischen Hintergrund der verhaltensorientierten Methoden wirklich kennenlernen. Zudem sollte jeder Verhaltensanalytiker jede Gelegenheit nutzen, den Autoren der Falschdarstellungen – ohne jeden Vorwurf – Feedback zu geben. Sie schlagen vor, dass Verhaltensanalytiker eine Petition starten könnten, in der auf die angemessene Darstellung der Verhaltensanalyse gedrängt wird. Diese Petition ließe sich dann bspw. einem Schreiben an den Autor eines Lehrbuchs beifügen: Sieht dieser, wie viele Kollegen die richtige Darstellung einfordern, fühlt er sich vielleicht eher veranlasst, die Darstellung gerade zu rücken. Verhaltensanalytiker sollten sich auch selbst als Autoren von einführenden Lehrbüchern anbieten (Paul Chance tut dies m. E. recht erfolgreich), insbesondere was das Kapitel über „Lernen“ angeht. Nicht zuletzt sollten Verhaltensanalytiker versuchen, bei Verlagen und Zeitschriften mit Buchbesprechungen und Prüfungen vor Veröffentlichungen präsent zu sein. Man sollte auch Autoren aus anderen Fachgebieten als der Psychologie ansprechen, die den radikalen Behaviorismus falsch darstellen. Im Internet finden sich sowohl falsche als auch richtige Darstellungen des radikalen Behaviorismus. Auch hier kann Feedback helfen.

Literatur

Baer, D.M. & Sherman, J.A. (1964). Reinforcement control of generalized imitation in young children. Journal of Experimental Child Psychology, 1, 37-49.

Bandura, A.; Ross, D. & Ross, S.A. (1963b). Imitation of film-mediated aggressive models. Journal of Abnormal and Social Psychology, 66, 3-11.

DeBell, C. S. & Harless, D. K. (1992). B. F. Skinner: myth and misperception. Teaching of Psychology, 19, p. 68-73.

Jensen, Robert & Burgess, Helene. (1997). Mythmaking: How introductory psychology texts present B. F. Skinner’s analysis of cognition. The Psychological Record, 47(2), 221-232. PDF 4,79 MB

Meyers, D. G. (2014). Exploring Psychology (9th ed.). New York: Worth Publishers.

Social Science Citation Index. (1995). Philadelphia: Institute for Scientific Information.

Wade, C. & Tavris, C. (2003). Psychology (7th ed.). Upper Saddle River, New Jersey: Pearson Education.

Yabuki, Kae. (2014). Noteworthy articles. Operants, 2014(1), 12-15 + (2), 11-13.

Zimbardo, P. G., Johnson, R. L., & McCann, V. (2009). Psychology. Core Concepts (6th ed.). San Francisco: Pearson Education.

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Urban Legends über den Behaviorismus – ihre Quellen liegen in den Lehrbüchern der Psychologie

Die meisten Psychologen wissen nicht, wofür der Behaviorismus wirklich steht. Trotzdem halten sie ihn für erledigt. Doch wer sollte es ihnen verübeln: Sie haben es so gelernt.

Todd und Morris stellten schon 1983 fest, dass die falschen Vorstellungen über den Behaviorismus, die viele Psychologen haben, nicht aus Missverständnissen bei der Lektüre der Originalliteratur oder aus bloßer Unkenntnis resultieren. Die meisten Psychologen beziehen ihre falschen Vorstellungen aus Vorlesungen und Lehrbüchern. Um das Ausmaß der Falschdarstellung in Lehrbüchern zu erfassen, recherchierten sie sämtliche Lehrbücher der Psychologie, die zwischen 1978 und 1980 erschienen waren und die in der Contemporary Psychology (CP) aufgelistet wurden. Von diesen 99 Lehrbüchern konnten sie sich 40 beschaffen und genauer untersuchen. Dabei überprüften sie alle Fundstellen der Begriffe „radikaler Behaviorismus“, „Verhaltensanalyse“, „Behavioristen“, „verhaltensorientierte Konzepte“ usw. Die vorgefundenen Definitionen verhaltenswissenschaftlicher Begriffe verglichen sie mit denen im Register von Schedules of Reinforcement (Fester & Skinner, 1957).

Die allgemein einführenden Lehrbücher und diejenigen aus dem Bereich der Persönlichkeitspsychologie stellten die Verhaltenswissenschaft noch am ausführlichsten dar. Weniger Details enthielten die Darstellungen in Lehrbüchern der Entwicklungspsychologie, am wenigsten solche der kognitiven und Sozialpsychologie. Die wenigsten Lehrbücher stellten überhaupt den radikalen Behaviorismus als die Wissenschaftstheorie der Verhaltenswissenschaft dar. Einige persönlichkeitspsychologische und allgemeine Lehrbücher erwähnten Aspekte des radikalen Behaviorismus, wenngleich nur eingeschränkt auf einzelne Fragestellungen, die zum Teil für den radikalen Behaviorismus gar nicht zentral sind (z. B. Skinners Haltung zum Determinismus). Wenn über Verhaltenswissenschaft geschrieben wurde, dann meist in Hinsicht auf grundlegende Lernprinzipien, wobei gelegentlich erwähnt wurde, dass diese Prinzipien in der „Verhaltensmodifikation“ genutzt werden. Die am häufigsten zitierten behavioristischen Arbeiten waren Skinners Science and Human Behavior (in 50 % der Texte erwähnt), The Behavior of Organisms, Verbal Behavior, Beyond Freedom and Dignity und Watson und Rayners Studie zu den konditionierten emotionalen Reaktionen („Little Albert“). Die am häufigsten erwähnten Arbeiten aus dem Bereich der Grundlagenforschung waren Fester und Skinners (1957) Schedules of Reinforcement und Skinners (1948) Experimente mit den „abergläubische Tauben“. Aus dem Bereich der angewandten Verhaltensanalyse wurden die Arbeiten zur Token-Ökonomie (z. B. Ayllon & Azrin, 1968) und die Therapie des frühkindlichen Autismus (Lovaas, 1968) noch am häufigsten erwähnt. In den meisten Lehrbüchern wurde auch die verhaltensanalytische Interpretation von Sprache erwähnt, indem Skinners Verbal Behavior genannt wurde. Alles in allem wurden (schon damals, 1978 bis 1980) nur ältere Quellen aufgeführt, keine neueren. Verhaltensanalytische Grundbegriffe wurden zumeist richtig definiert, allerdings gab es gelegentliche Fehler, wie z. B. die Gleichsetzung von negativer Verstärkung und Bestrafung.

Die Darstellung des radikalen Behaviorismus und des verhaltensorientierten Ansatzes war nach Todd und Morris (1983) in einigen Lehrbüchern durchaus akkurat. Andere waren rundweg anti-behavioristisch. Zumeist aber fand sich eine Mischung aus richtigen und falschen Aussagen zum Behaviorismus. Die häufigsten Fehler waren

  1. dass sich der Behaviorismus vor allem mit dem Verhalten von Tieren beschäftige.
  2. dass er nur die Umweltbedingtheit des Verhaltens anerkenne.
  3. dass er Lebewesen als „leer“ oder als „Black Boxes“ betrachte.
  4. dass er eine übersimplifizierende Theorie von Sprache und Sprachentwicklung habe.
  5. dass er nur in wenigen Fällen nützlich angewendet werden könne.

Zu 1.: Viele Lehrbücher behaupten, Skinner übertrage seine Erkenntnisse aus Experimenten mit Ratten und Tauben direkt auf menschliche Probleme. Verschwiegen wird dabei, dass den Überlegungen Skinners dazu, was seine Forschungen an Tieren über die Ursachen menschlichen Verhaltens aussagen, etliche Arbeiten mit Menschen folgten, dokumentiert u. a. in den Zeitschriften Journal of the Experimental Analysis of Behavior und Journal of Applied Behavior Analysis.

Zu 2.: Häufig wird in den Lehrbüchern zur Illustration eines angeblichen reinen „Nurture“-Ansatzes des Behaviorismus Watsons (1930, S. 84) berühmt-berüchtigtes „Baby-Zitat“ angeführt: „Give me a dozen healthy infants, well-formed, and my own specified world to bring them up in and I’ll guarantee to take any one at random and train him to become any type of specialist I might select – doctor, lawyer, artist, merchant-chief and, yes, even beggar-man and thief, regardless of his talents, penchants, tendencies, abilities, vocations, and race of his ancestors”. Todd und Morris stellten fest, dass dieses Zitat oft aus dem Kontext gerissen wird. Insbesondere der nächste Satz, der Watsons Aussage relativiert, wird fast immer weggelassen („I am going beyond my facts and I admit it, but so have the advocates of the contrary and they have been doing it for many thousands of years”). Auch der Kommunikationskontext wird verschwiegen, nämlich, dass sich Watson mit diesem Zitat gegen die Anhänger der Eugenik (die o. e. „Anwälte der Gegenseite“) wandte. Zudem wird aus Watsons sonstigen Aussagen deutlich, dass er kein Vertreter der Tabula-Rasa-Position war. Auch Skinner wird in einführenden Lehrbüchern oft so dargestellt, obschon es von ihm unzählige Aussagen gibt, die belegen, dass und in wie fern er die genetische und physiologische Bedingtheit des Verhaltens anerkannte (vgl. auch Morris et al., 2004).

Zu 3.: Viele Lehrbücher behaupten, dass Verhaltensanalytiker (oder, wie sie in den Lehrbüchern fast ausnahmslos genannt werden, Behavioristen) sich für das, was innerhalb des Organismus vorgeht, nicht interessieren und diesen Bereich als eine „Black Box“ betrachten. Interessanterweise widersprechen sich diese Lehrbücher oft insofern, als sie bei der Darstellung des operanten Verhaltens ein gewisses Maß an Absicht und freiem Willen auf Seiten des Organismus erkennen („das Operant ist eine willentliche Handlung“, Fein, 1978, S. 7). Allgemein wird nicht zwischen behavioristischen und mentalistischen Konzepten unterschieden. Verschwiegen wird in der Regel auch Skinners verhaltensorientierte Analyse subjektiver Begriffe. Manche Lehrbücher können zudem den radikalen Behaviorismus nicht von der Assoziationspsychologie des 19. Jahrhunderts unterscheiden.

Zu 4.: Die Darstellung des verhaltensanalytischen Zugangs zur Sprache und zur Sprachentwicklung ist in der Regel grob vereinfachend und in vielen Aspekten schlicht falsch. Sprache werde durch Nachahmung und Verstärkung gelernt, genetische Faktoren spielten keine Rolle. Der auch in Deutschland gerne gelesene Zimbardo (1979, S. 112) stellt Skinners Ansatz z. B. so dar: „Kinder imitieren das sprachliche Verhalten der Erwachsenen in ihrem Umfeld. Wenn sie das auf korrekte Weise tun, werden sie [die Kinder] von den Erwachsenen positiv verstärkt, indem sie gelobt werden und gesagt bekommen, dass das, was sie gesagt haben, „richtig“ war“ (Übersetzung CB). Skinners Ansatz wird oft mit dem von Chomsky kontrastiert, indem beide als Positionen der Nature-Nurture-Debatte dargestellt werden. Dass Chomskys Besprechung und Kritik von Verbal Behavior für das Buch gar nicht relevant sind, findet selbstverständlich keine Erwähnung.

Zu 5.: Die Lehrbücher behaupten häufig, dass sich der verhaltensorientierte Ansatz für die Erklärung komplexen Verhaltens nicht eigne. Dafür werden inhärente logische Probleme des Behaviorismus verantwortlich gemacht. Für diese in den Lehrbüchern vertretene Auffassung muss wiederum die eingeschränkte und veraltete Kenntnis der Forschungsliteratur auf Seiten der Lehrbuchautoren verantwortlich gemacht werden.

Daneben fanden Todd und Morris noch zahlreiche andere, kleinere Fehler. Die Little-Albert-Studie von Watson und Rayner (1920) wird bspw., wie schon andere Autoren festgestellt haben, fast immer falsch dargestellt. Dies reicht von der falschen Schreibweise des Namens der Autorin („Raynor“ statt „Rayner“) bis zur Vermischung der Studie mit einer ganz anderen, nämlich der Little-Peter-Studie von Mary Cover Jones.

Eine Lösung können Todd und Morris nicht anbieten. Sie fordern Verhaltensanalytiker auf, an Lehrbuchautoren und Verlage zu schreiben und um die Korrektur der Fehler zu bitten. Doch sie fürchten, dass dies wenig nutzt, wenn die Autoren dem Behaviorismus ablehnend oder gleichgültig gegenüberstehen. Die Entwicklung seit 1983 zeigt m. E., dass letzteres der Fall ist. Die Falschdarstellung des Behaviorismus und die komplette Ausblendung der Verhaltensanalyse in den einführenden Lehrbüchern der Psychologie haben dazu geführt, dass gerade Psychologen heute die meisten falschen Vorstellungen vom Behaviorismus haben.

Literatur

Morris, Edward K.; Lazo, Junelyn F. & Smith, Nathaniel G. (2004). Whether, when, and why Skinner published on biological participation in behavior. The Behavior Analyst, 27(2), 153-169. PDF 2,69 MB

Todd, James T. & Morris, Edward K. (1983). Misconceptions and miseducation: Presentations of radical behaviorism in psychology textbooks. The Behavior Analyst, 6(2), 153-160. PDF 1,31 MB

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Psychologiestudenten haben die meisten falschen Vorstellungen über Verhaltensanalyse

Ich hatte schon immer den Eindruck, dass die überzeugtesten Ablehner der Verhaltensanalyse auch die un- und falschinformiertesten sind: (kognitive) Psychologen.

Erik Arnzten et al. (2010) gaben 306 Teilnehmern einen Fragebogen vor, der insgesamt 22 falsche Vorstellungen (Vorurteile und Fehlinformationen) über die Verhaltensanalyse / den Behaviorismus abfragte (z. B. „Verhaltensanalytiker verwenden vor allem elektrische Schocks“, „Verhaltensanalytiker meinen, dass Verhalten vor allem durch Reize, die dem Verhalten vorausgehen, gesteuert wird“). Die Teilnehmer stammten aus fünf verschiedenen Gruppen, alle aus Norwegen:

  1. Studenten der Bioingenieurswissenschaften (als „naive“ Teilnehmer)
  2. Studenten der („traditionellen“) Psychologie
  3. Erstsemesterstudenten der Sozialen Arbeit
  4. Lehrkräfte an Krankenpflegeschulen
  5. Studenten eines Fortgeschrittenenkurses in Verhaltensanalyse

Teilnehmer in allen Gruppen hatten falsche Vorstellungen von Verhaltensanalyse. Am ausgeprägtesten waren jedoch die falschen Vorstellungen der Studenten der Psychologie. Sie hatten sogar noch etwas mehr falsche Vorstellungen als die „naiven“ Teilnehmer. Selbst die Erstsemesterstudenten der Sozialen Arbeit hatten korrektere Vorstellungen von der Verhaltensanalyse. Die falschen Vorstellungen der Psychologiestudenten betrafen nicht nur Fragen der Einstellung gegenüber Verhaltensanalyse und Behaviorismus, sondern auch einfache Wissensfragen („Negative Verstärkung ist ein anderes Wort für Bestrafung“ – das ist eindeutig falsch).

Falsche Vorstellungen über Verhaltensanalyse können sich aus mehreren Quellen speisen: den Medien, Unterrichtsmaterialien und Lehrbüchern. Im Fall der Psychologiestudenten gehen die Autoren davon aus, dass die falschen Vorstellungen aus den Lehrbüchern der Psychologie stammen. Viele dieser Lehrbücher stellen die Verhaltensanalyse und den Behaviorismus falsch dar (vgl. Todd & Morris, 1983).
Die Ergebnisse von Arntzen et al. (2010) bestätigen die Ergebnisse früherer Untersuchungen, insbesondere den Befund von Lamal (1995).

Literatur

Arntzen, Erik; Lokke, Jon; Lokke, Gunn & Eilertsen, Dag-Erik. (2010). On misconceptions about behavior analysis among university students and teachers. The Psychological Record, 60(2), 325-336. PDF 214 KB

Lamal, P. A. (1995). College students’ misconceptions about behavior analysis. Teaching of Psychology, 22(3), 177-179. PDF 379 KB

Todd, James T. & Morris, Edward K. (1983). Misconceptions and miseducation: Presentation of radical behaviorism in psychology textbooks. The Behavior Analyst, 6(2), 153-160. PDF 1,31 MB

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Mythen der Psychologie: Die „kognitive Wende“

Die USA und Europa in den 50er Jahren: Die Psychologie ist komplett in den Händen einer menschenverachtenden Ideologie. Der Behaviorismus leugnet, dass Menschen denken oder fühlen und unterdrückt jede andere Meinung. Doch da naht Rettung in Form einiger weniger Lichtgestalten. Sie beginnen eine glorreiche Revolution, die der Psychologie einen ungeahnten Erkenntnisfortschritt bringt. Seitdem liegt das Reich der bösen Behavioristen in Trümmern. Freundliche und einfühlsame kognitive Psychologen verbreiten ihre Erkenntnisse in Talkshows und populären Büchern.

So oder ähnlich geht die Geschichte von der „kognitiven Wende“. Sie ist ein Märchen*.

Bereits O’Donohue, Ferguson und Naugle (2003) untersuchten die tatsächlichen Abläufe bei der sogenannte kognitive Wende in der Psychologie (cognitive revolution) und erklärten, das sie weder eine „wissenschaftliche Revolution“ noch ein „Paradigmenwechsel“ war, sondern am Besten als ein sozio-kulturelles Phänomen verstanden werden kann. Die selbst- und fremderklärten Gründerfiguren der kognitiven Psychologie sind sich zudem nicht einig darüber, was die kognitive Wende auslöste und wann sie stattfand.

Hobbs und Chiesa (2011) untersuchen, von wem und in welchem Zusammenhang der Begriff der kognitiven Wende zum ersten Mal verwendet wurde. An prominenter Stelle wird der Begriff von Gardner (1985) und Baars (1986) verwendet. Letzterer nennt eine Reihe von Autoren, die zuvor schon die kognitive Wende beschrieben hätten, darunter Dember (1974). Dabei scheint es sich tatsächlich um die früheste Erwähnung dieses Begriffs zu handeln. Von Dember stammt auch die Wendung, die Psychologie habe mit Watsons Behaviorismus ihren Geist verloren (lost its mind). Erst mit der kognitiven Wende habe man wieder begonnen, sich mit dem Denken, Fühlen usw. zu beschäftigen.

Hobbs und Chiesa (2011) unterziehen diese Behauptung einer kritischen Prüfung und finden auf Anhieb viele Belegstellen in einführenden Lehrbüchern der Jahre 1941-1964 (angeblich der Blütezeit des Behaviorismus), in denen Psychologie als die Wissenschaft vom Verhalten und Erleben (oder Bewusstsein etc.) definiert und behandelt wird. Kein einziges Lehrbuch beschreibt Psychologie nur als die Wissenschaft vom Verhalten. Überhaupt fällt auf, dass Dembers (1974) Artikel voller unbelegter Behauptungen ist. Dies trifft auch für die späteren Autoren, die den Begriff „kognitive Wende“ aufgriffen, zu: Die Behauptung, die Psychologie sei bis zum Zeitpunkt der Wende vom Behaviorismus dominiert worden, was zur Folge hatte, dass innerpsychische Vorgänge nicht untersucht worden seien, wird nirgends belegt, ebensowenig die Behauptung, ab da habe es kaum mehr Arbeiten in der behavioristischen Tradition gegeben (was definitiv falsch ist, vgl. Friman et al., 1993: ). Über den Zeitpunkt, zu dem die Wende stattfand, besteht keine Einigkeit, die Angaben reichen von den 1940er (Lefton, 1982) bis zu den 1970er Jahren (z. B. Bernstein, 2003). Die Phrasen, in denen die Wende beschrieben wird, sind – wie bei Legenden üblich – immer die gleichen: Der Behaviorismus habe die Psychologie dominiert, die Psychologie habe ihren Geist verloren und innerpsychische Vorgänge geleugnet. Als herausragende Behavioristen werden vor allem Watson und Skinner genannt, selten Hull oder Tolman, obschon letztere zu ihrer Zeit viel einflussreicher waren. Tolmans und Hulls Einfluss reicht bis in die heutige Zeit, indem sie die Grundlagen für die Methodologie der heutigen kognitiven Psychologie lieferten (vgl. Chiesa, 1994, S. 200). Skinner übte seinen größten Einfluss im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts aus (erkennbar an der Gründung von Division 25 der APA und der Zeitschriften JEAB und JABA), zu einer Zeit als die kognitive Wende, nach Ansicht ihrer Autoren, bereits im Gange oder abgeschlossen war.

Der Behaviorismus ist nicht die einzige Richtung in der Psychologie, die in einführenden Lehrbüchern grob falsch dargestellt wird. Dies gilt ebenso für den Hawthorneeffekt, Aschs Konformitätsexperimente u. a. m. (vgl. Jarrett, 2008). Den Grund für die fortgesetzte Falschdarstellung sehen Hobbs und Chiesa (2011) in der Tatsache, dass einführende Lehrbücher kommerzielle Produkte sind, deren Verleger sich gegen Korrekturen wehren und v. a. in der Verbreitung von Gerüchten. Jede Ideologie braucht einen Gründungsmythos, auch die kognitive Psychologie. In Gründungsmythen kommen oft illustre Gründerfiguren (Halbgötter) vor und die Gründung ist meist mit der Überwindung einer übermächtigen bösen Kraft (Dämonen) verbunden.

Hobbs und Chiesa (2011) fordern die Behavioristen auf, sich gegen diese Falschdarstellungen zu wenden. Millionen von Haupt- und Nebenfachstudenten der Psychologie werden mit dem Behaviorismus nur über die Mythen, die in den einführenden Texten stehen, konfrontiert. Diese prägen ihr Bild und verhindern, dass sie sich je ernsthaft mit der Verhaltensanalyse befassen oder dass sie erwarten, dass verhaltensanalytische Interventionen hilfreich sein könnten. Verhaltensanalytiker sollten an die Autoren solcher Lehrbücher schreiben und sie bitten, die Falschdarstellungen zu korrigieren.

*Zitat aus dem Wikipedia-Artikel „Kognitive Wende„:

„Kritikersprechen der kognitiven Wende (engl: cognitive revolution) den Charakter einer wissenschaftlichen Revolution (im Sinne Kuhns) ab [O’Donohue et al., 2003]. Der behavioristische Ansatz wurde demnach – auch nach Ansicht führender Vertreter der kognitiven Wende – nicht im Sinne Poppers falsifiziert, er ertrank nicht in einem „Meer von Anomalien“ und er war kein „degenerierendes Forschungsprogramm“ im Sinne Lakatos‘. Auslöser der kognitiven Wende war kein Versagen des behavioristischen Konzepts bei der Erklärung von Phänomenen, sondern vielmehr ein (soziologisch zu erklärender) Wechsel der Interessen der Forscher. Die Empirie widerspricht zudem der These, dass die kognitive Wende einen Umbruch in der wissenschaftlichen Psychologie darstellt [Friman et al., 1993]: So wurden von 1979 bis 1988 mehr Artikel in behavioristischen als in kognitiven Fachzeitschriften veröffentlicht; zudem wurden diese Artikel häufiger zitiert. Wäre der behavioristische durch den kognitivistischen Ansatz abgelöst worden, wäre als Befund zu erwarten gewesen, dass zunehmend kognitivistische Arbeiten veröffentlicht und diskutiert werden.“

Literatur

Chiesa, M. (1994). Radical behaviorism: The philosophy and the science. Boston: Authors Cooperative.

Friman, P. C., Allen, K. D., Kerwin, M. L. E. & Larzelere, R. (1993). Changes in modern psychology: A citation analysis of the Kuhnian displacement thesis. American Psychologist, 48, 658 – 664.

Hobbs, Sandy & Chiesa, Mecca. (2011). The myth of the “cognitive revolution”. European Journal of Behavior Analysis, 12(2), 385-394.

Jarrett, C. (2008). Foundations of sand? The Psychologist, 21, 756-759.

O’Donohue, W.; Ferguson, K.E. & Naugle, A.E. (2003). The structure of the cognitive revolution. An examination from the philosophy of science. The Behavior Analyst, 26(1), 85-110. PDF, 4,01 MB

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Kognitive Karten und latentes Lernen

Wenn wir einen Raum erkunden, bildet sich in unserem Kopf eine „kognitive Landkarte“ heraus, die wir später dazu benutzen können, um uns in diesem Raum zu orientieren – oder? – Schön, wenn es so wäre, die Hersteller von Navigationssystemen könnten einpacken. Tatsächlich läuft die zunehmend bessere Orientierung im Raum ganz anders ab, als uns die meisten einführenden Lehrbücher der Psychologie weismachen wollen.

Das (behauptete) latente Lernen ist von entscheidender Bedeutung für den Kognitivismus. Latentes Lernen bedeutet, dass bestimmte Inhalte (Verhaltensweisen oder Pläne für Verhaltensweisen), ohne dass ein Verhalten verstärkt wurde, „im Kopf“ gespeichert werden. Erkennen könne man latentes Lernen daran, dass ein zuvor nicht trainiertes Verhalten auf einmal spontan gezeigt werde. Dies widerspricht angeblich dem behavioristischen Grundsatz, dass Lernen nur dann stattfindet, wenn ein offenes Verhalten verstärkt wird. Latentes Lernen ist beispielsweise relevant für die Theorie des Modelllernens nach Albert Bandura (1986). Bandura geht davon aus, dass das beobachtete Verhalten einer anderen Person zunächst nur gespeichert wird. Der Abruf dieses Verhaltens erfolgt dann, wenn das imitative Verhalten des Beobachters verstärkt wird. Verhaltensanalytiker gehen dagegen davon aus, dass Lernen eine Änderung im Verhalten ist (nicht eine Änderung in den „Verhaltensmöglichkeiten“). Latentes Lernen ist so gesehen nicht möglich.

Der häufig zitierte experimentelle Beleg für latentes Lernen ist ein Experiment von Edward Tolman (Tolman & Honzik, 1930a, 1930b). Tolman und Honzik ließen drei Gruppen von (nahrungsdeprivierten) Ratten einmal täglich ein vierzehnteiliges T-Labyrinth über zweiundzwanzig Tage hinweg durchlaufen. Die erste Gruppe fand vom ersten Tag an immer am Ende des Labyrinths eine Futterbelohnung. Die zweite Gruppe fand nie Futter am Ende des Labyrinths. Die dritte Gruppe fand an den ersten zehn Tagen kein Futter, aber ab dem elften und an allen darauffolgenden Tagen. Gemessen wurde die Zahl der Fehler, die die Ratte beim Durchlaufen des Labyrinths machte und die Zeit, die sie dazu benötigte. Sowohl die Zeit als auch die Fehlerzahl nahm in allen drei Gruppen von Anfang an ab, wobei die erste Gruppe (die immer Futter fand) ab etwa dem fünften Tag deutlichere Fortschritte machte als die anderen Gruppen. Der entscheidende Beleg für latentes Lernen soll nun aber sein, dass die dritte Gruppe vom elften auf den zwölften Tag deutlich weniger Fehler machte und weniger Zeit benötigte. Die Leistungen waren nun sogar besser als die der ersten Gruppe. Tolman vermutete, dass die Ratten schon die ganze Zeit über den Plan des Labyrinths (latent) gelernt hatten (ohne auch nur ein Krümelchen Futter dafür zu bekommen). Das Futter am Ende des Labyrinths motivierte die Ratten lediglich, das bereits Gelernte auch offen zu zeigen.

Die Frage nach dem latenten Lernen inspirierte eine über dreißig Jahre währende Debatte unter den Anhängern der Stimulus-Response-Psychologie. Auf der einen Seite dieser Debatte standen Watson, Tolman, Spence, Guthrie und Leeper, die leugneten, dass die Erreichung eines Ziels oder Verstärkung notwendig sei, damit die (hypothetischen) Lernvorgänge im Organismus stattfinden können. Auf der anderen Seite standen Hull, Thorndike, Meehl und MacCorquodale, die daran festhielten, dass für das Lernen eine motivationaler Zustand (z. B. ein Bedürfnis oder ein Trieb) und eine Art von Verstärker notwendig sind. Für Hull (1952, S. 7) etwa stellte das „latente Lernen“ den Aufbau und die Veränderung von Stimulus-Response-Assoziationen infolge einer Veränderung des Erregungs- oder Reaktionspotenzials dar. Hull (1952, S. 145-150)  konnte zeigen, dass die von ihm so bezeichnete fraktionale vorwegnehmende Zielreaktion in Kombination mit der Größe des Anreizes (das heißt der Einführung des Futters) am elften Tag des Experiments die Ergebnisse von Tolman und Honzik erfolgreich vorhersagen konnte. Dies wiederum wurde von Guthrie und anderen angezweifelt. Immer elaboriertere Experimente wurden durchgeführt, um immer komplexere Theorien zu bestätigen oder zu widerlegen.

Spätestens Mitte der sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde die Debatte von vielen Psychologen als überholt betrachtet. Doch hatte keine Theorie über die andere gesiegt, die Frage nach dem latenten Lernen wurde einfach als unbeantwortbar ad acta gelegt. Dennoch wird das Experiment von Tolman und Honzik in vielen einführenden Lehrbüchern der Psychologie als Beleg für das latente Lernen angeführt. Während frühe Texte noch eine ausgewogenere Position einnehmen, haben neuere Autoren die Angelegenheit längst in ein Schema gepresst, dass sich wie folgt darstellen lässt: Da im Experiment gelernt wurde und da es keine Verstärkung gab und die S-R-Theorien dies nicht erklären konnten, muss es einen kognitiven Faktor geben, der verursacht, dass gelernt wurde. Dieser „kognitive Faktor“ ist die von Tolman (1948) vorgeschlagene „kognitive Karte“. Da nun aber die S-R-Psychologie nur noch von historischem Interesse ist, wird Skinner als der einzig relevante Behaviorist betrachtet und zum Mit-Schuldigen gemacht. Das latente Lernen soll somit nicht nur die frühen Behavioristen diskreditieren, sondern auch Skinners Behaviorismus widerlegen – obschon Skinner an dieser Debatte nicht aktiv beteiligt war und die Unterschiede zwischen Skinners radikalem Behaviorismus und der S-R-Psychologie kaum zu übersehen sind. Argumentiert wird (wenn überhaupt), dass auch Skinners Theorie auf S-R-Assoziationen fuße, dass Verstärkung für das Lernen als notwendig angesehen werde und dass kognitive oder mentale Faktoren als Erklärungen zurückgewiesen werden. Daher können auch Skinner nicht das (behauptete) latente Lernen erklären.

So versichert Gleitman (1981) dass Skinner nicht erklären könne, was geschehe, wenn ein Schüler auf einmal die Lösung einer mathematischen Aufgabe finde, oder ein Mechaniker nach langem Nachdenken auf die Lösung eines Problems komme. Auch Kosslyn und Rosenberg (2001) behaupten, dass sowohl klassisches als auch operantes Konditionieren das Speichern von Informationen, welche sodann das Verhalten leiten, erfordere. Unglücklicherweise vermengen sie dabei Tolman und Honziks Forschungen mit deren Experimenten zum Lernen durch Einsicht (siehe Ciancia, 1991, für eine Bewertung dieser Studien). Zimbardo (1988) erklärt uns, dass man bis vor kurzem glaubte, das Individuum spiele bei der Konditionierung eine passive Rolle. Man hätte geglaubt, dass Lernen feste Assoziationen und spezifische Reaktionen bedeute. Tolman dagegen habe die Bedeutung kognitiver Prozesse entdeckt.

Jensen (2006) evaluierte 48 einführende Lehrbücher der Psychologie und fand in praktisch keinem eine angemessene Darstellung der Debatte ums latente Lernen. Was nie erwähnt wird, ist, dass auch Hull und Guthrie eine auf der Stimulus-Response-Theorie fußende Theorie hatten, die dieses Phänomen erklären konnte. Insbesondere wird das letztliche Ergebnis der Debatte verfälscht: Es sei bewiesen worden, dass Verstärkung für das Lernen nicht nötig sei. Dagegen entdeckt man beim Studium der zeitgenössischen Literatur ein anderes Ergebnis: Es gab kein Ergebnis, die Debatte wurde beendet, ohne das es zu einer Entscheidung gekommen wäre, weil ihre Proponenten starben oder sich anderen Themen zuwendeten.

Auf der Höhe der Debatte um das latente Lernen legte Skinner (1950) in einem klassischen Artikel seine Position dar. Skinner stellte hier klar, dass man nicht „Assoziationen“ lernt, die sich dann in Verhalten ausdrücken. Vielmehr ist das Verhalten an sich der Untersuchungsgegenstand. Skinner behauptete zudem nie, dass Verstärkung nötig ist, damit man lernt. Dies war vielmehr Hulls Position.

Weder Skinner noch ein anderer Verhaltensanalytiker hat sich je aktiv mit dem Problem des angeblichen latenten Lernens auseinandergesetzt. Zum Teil liegt dies daran, dass Skinner das T-Labyrinth für keine geeignete Untersuchungsapparatur hielt. Zudem hatte sich der Schwerpunkt, den andere Forscher auf das Thema latentes Lernen legten, als fruchtlos erwiesen.

Jensen (2006) versucht sich an einer konzeptuellen Analyse des latenten Lernens. Verhaltensanalytiker beziehen sich auf die Artgeschichte und die gegenwärtigen Beziehungen zwischen Verhalten und Umweltereignissen, wenn sie ein Verhalten erklären wollen. Lernen wird dabei als eine Veränderung im Verhalten betrachtet, das Augenmerk gilt nicht den damit korrelierenden Veränderungen im Nervensystem.

Ironischerweise ist es Tolmans eigener Bericht, der hilft, das Phänomen verhaltensanalytisch zu erklären. Zunächst einmal fällt auf, dass sich bei allen drei Gruppen von Tolmans Ratten während der ersten fünf Tage die Zahl der Fehler verringerte. Anscheinend lernten die Ratten in allen Gruppen bereits zu diesem Zeitpunkt. In den folgenden sechs Tagen war in der dritten Gruppe, die immer Futter am Ziel vorfand, ein deutlicherer Rückgang der Fehler zu registrieren als in den andern Gruppen. Die Fehlerzahl ging ab dem elften Tag dann auch in der dritten Gruppe (die ab diesem Zeitpunkt Futter am Ziel vorfand) stark zurück.

Wie Tolman bemerkt hatte, fingen alle Ratten, sobald sie ins Labyrinth gesetzt wurden, an, sich umherzubewegen. Dabei zeigten sie ein sehr deutliches Muster an Kombinationen von Abbiegerichtungen (links, rechts, links, rechts, links usw.). Eine Öffnung, die geradeaus vor der Ratte lag, wurde häufiger betreten als eine, die auf der Seite lag. Wenn eine Ratte aus einer Sackgasse kam, war es wahrscheinlicher, dass sie weiterging als dass sie wieder zurücklief.

Nichts an dem Verhalten der Ratten erscheint einem Verhaltensanalytiker ungewöhnlich: Man weiß, dass eine normale Ratte sich umher bewegt, statt still zu sitzen. Warum? – Eine sitzende Ratte ist in der Natur bald eine tote Ratte, denn sie wird entweder bald von einem Raubtier gefressen oder aber sie verhungert. Eine von Futter deprivierte Ratte, die still sitzt, wird nicht mit Futter in Kontakt kommen. Tolmans Ratten zeigten also das zu erwartende Explorationsverhalten, das hungrige Ratten nun mal zeigen. Die Ratten gingen in eine Sackgasse nicht zurück. Natürlich taten sie das nicht, denn dort hatten sie kein Futter gefunden, das heißt „den Weg zurücklaufen, wenn man kein Futter gefunden hat“ war nie verstärkt worden, weder im Leben der Ratte noch hätte es je in der Entwicklungsgeschichte der Ratten einen Überlebensvorteil bedeutet.

Die bis jetzt genannten Faktoren haben die Ratte also in Bewegung gesetzt: Sie läuft im Labyrinth umher und zeigt dabei eine zu erwartenden Variabilität im Verhalten mit den genannten Einschränkungen: Die Startbox öffnet sich und die Ratte fängt an umherzulaufen, recht-links oder links-rechts, sie läuft bis ans Ende eines Weges und sucht nach neuen Bereichen, ohne alte Bereiche mehrfach aufzusuchen. Soweit erklärt die Artgeschichte der Ratten das Verhalten zufriedenstellend.

Welche Kontingenzen bestimmen nun das Verhalten der Ratten in Tolmans Experiment? Tolman bemerkt, dass die Ratten eine Sackgasse, die sie schon untersucht hatten, nicht noch mal betraten. Das lässt den Verhaltensanalytiker an den Prozess der Bestrafung oder der Extinktion denken. Das Betreten einer Sackgasse ist die Folge eines Abbiegens an einer T-Kreuzung. Nehmen wir an, die Ratte bog nach links ab und landete in der Sackgasse. Dieses Verhalten hat bei einer Sackgasse zur Folge, dass die Bewegung zu einem Ende kommt. Die Ratte muss umdrehen. Wenn die Ratte bei späteren Gelegenheiten an dieselbe T-Kreuzung kommt, steht sie wieder vor der Entscheidung, links oder rechts zu gehen. Das Abbiegen nach links wurde zuvor jedoch (in dieser Situation) bestraft oder extingiert. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Ratte wieder links abbiegt, ist also herabgesetzt. Je öfter dies passiert, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit, an dieser Kreuzung links abzubiegen. Alles in allem biegt die Ratte nach und nach immer seltener falsch ab. Durch diese Vorgänge kommt das Verhalten der Ratte im Labyrinth unter Stimuluskontrolle. Bestimmte Kreuzungen werden diskriminative Stimuli für ein bestimmtes Verhalten (links oder rechts abbiegen, geradeaus laufen). Das ursprünglich stark variierende Explorationsverhalten wird so geformt. Nichts in den Daten von Tolman erfordert die Annahme einer „kognitiven Karte“.

Welche Bedeutung hat nun das Futter in dieser Situation? Offenkundig kann der Rückgang der Fehler in den ersten fünf Tagen nicht auf Futter zurückgeführt werden (denn er verläuft bei allen drei Gruppen gleichartig). Wenn Futter die einzig interessierende Variable wäre, dann gäbe es entweder keinen Rückgang der Fehlerrate bei den nicht-gefütterten Ratten oder aber einen viel stärkeren Rückgang der Fehler bei den gefütterten Ratten in den ersten fünf Tagen.

Eine andere Versuchsanordnung von Tolman und Honzik (1930b) bringt uns zur Lösung des Problems: Auch hier gab es drei Gruppen von Ratten: Eine fand nie Futter am Ende des Labyrinths, eine zweite Gruppe fand immer Futter. Die dritte Gruppe aber fand die ersten elf Tage über Futter am Ende des Labyrinths, die letzten elf Tage aber nicht mehr. Wieder gab es nach den ersten Tagen einen deutlichen Unterschied zwischen den Fehlerraten der Ratten, die Futter am Ende des Labyrinths fanden und denen, die keines fanden; die „gefütterten“ machten schneller weniger Fehler. Die Ratten der dritten Gruppe machten jedoch ab dem zwölften Tag auf einmal wieder viel mehr Fehler als zuvor. Die entsprechende Grafik ist nahezu eine Spiegelung der Grafik des ursprünglichen Versuchs. Was haben wir nun hier vorliegen? Unter Anwendung derselben Logik wie im ursprünglichen Experiment müsste man jetzt von „latentem Vergessen“ ausgehen. – Verhaltensanalytiker überrascht dieser Befund nicht: Nachdem das Verhalten, das zum schnellen Erreichen des Ziels führte, nicht mehr durch Futter verstärkt wurde, trat die aus Extinktionsexperimenten bekannte Varianz im Verhalten (wieder) auf.

Betrachten wir nun die Variable Futter im Rahmen einer Kontingenzmatrix: Das Futter machte im Grunde nicht nur das „Laufen zum Ziel“ wahrscheinlicher, es machte das Explorationsverhalten (oder anderes Verhalten, das nicht zum Ziel des Labyrinths führte) unwahrscheinlicher. Sobald gewissermaßen die „Konkurrenz“ durch das Futter weg fiel, ging das explorative Verhalten (und die damit verbunden „Fehler“ im Labyrinth) wieder auf sein altes Niveau.

Weitere Forschungen, die Tolmans kognitive Karte belegen sollen, stützen dieses Konzept nicht. O’Keefe und Nadel (1978) meinten, den Sitz der kognitiven Karten im Hippocampus zu finden, jedoch ließen sich diese Ergebnisse nicht bestätigen (Ellen, 1980).

Jensen (2006) bemerkt, dass der Reiz, den die recht einfache Metapher von der kognitiven Karte hatte, dazu führte, dass nach neuronalen Substraten dieser Karten gesucht wurde und Kombinationen von Metaphern zum Leben erweckt wurden (die Karte und der Computerprozessor), Die Autoren einführender Lehrbücher beziehen sich irrigerweise immer auf Tolman und Honzik (1930a, 1930b), wenn sie die kognitiven Karte besprechen. Tolmans Konzept der kognitiven Karte stützt sich jedoch auf seine Arbeit von 1946 (Tolman, Ritchie & Kalish, 1946). Hier wurde eine ganz andere Apparatur verwendet, ein sogenanntes Strahlenlabyrinth. Doch Olton (1979) stellt fest, dass sich die Ergebnisse dieser originalen Experimente zur kognitiven Karte nicht wiederholen ließen. Auch spätere Forschungen konnten das Konzept nicht wirklich stützen. Bennnett (1996) fasste die Theorien verschiedener Forscher zur kognitiven Karte zusammen und wertete die Forschungen aus. Sein Urteil ist eindeutig: Die kognitive Karte ist keine nützliche Hypothese, um das Verhalten von Menschen oder Tieren im Raum zu erklären. Der Begriff sollte vermieden werden.

Literatur

Bandura, A. (1986). Social foundations of thought and action. Englewood Cliffs, NJ: Prentice-Hall.

Bennett, A. T. D. (1996). Do animals have cognitive maps? Journal of Experimental Biology, 199, 219-242.

Ciancia, F. (1991). Tolman and Honzik (1930) revisited or the mazes of psychology (1930-1980). The Psychological Record, 41, 461-472.

Ellen, P. (1980). Cognitive maps and the hippocampus. Physiological Psychology, 8, 168-174.

Gleitman, H. (1981). Psychology. New York: Norton.

Hull, C. L. (1952). A behavior system: An introduction to behavior theory concerning the individual organism. New Haven, CT: Yale University Press.

Jensen, Robert. (2006). Behaviorism, latent learning and cognitive maps: Needed revisions in introductory psychology textbooks. The Behavior Analyst, 29(2), 187-209. PDF, 619 KB

Kosslyn, S. M. & Rosenberg, R. S. (2001). Psychology: The brain, the person, the world. Boston: Allyn & Bacon.

O’Keefe, J. & Nadel, L. (1978). The hippocampus as a cognitive map. Oxford: Clarendon Press.

Olton, D. S. (1979). Mazes, maps, and memory. American Psychologist, 34, 583-596.

Skinner, B. F. (1950). Are theories of learning necessary? Psychological Review, 57, 193-216.

Tolman, E. C. & Honzik, C. H. (1930a). Degrees of hunger, reward, and non reward, and maze learning in rats. University of California Publications in Psychology, 4, 241-256.

Tolman, E. C. & Honzik, C. H. (1930b). Introduction and removal of reward, and maze performance in rats. University of California Publications in Psychology, 4, 257-275.

Tolman, E. C.; Ritchie, B. F. & Kalish, D. (1946). Studies in spatial learning. I. Orientation and the short-cut. Journal of Experimental Psychology, 36, 13-24.

Zimbardo, P. G. (1988). Psychology and life (12th ed.). Glenview. IL: Scott, Foresman.

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