Fast 44 % aller (weißen, nicht lateinamerikanischen) Oberschülerinnen in den USA gehen mindestens einmal im Jahr auf die Sonnenbank. Einige Forscher (Kourosh et al., 2010; Reed, 2015) vertreten die Auffassung, dass der Wunsch nach Sonnenbräune eine Verhaltensabhängigkeit, also eine Sucht wie die Spielsucht, sei (vgl. auch hier). Untersagt man Minderjährigen die Benutzung von Sonnenbänken, besteht das Risiko, dass diese sich verstärkt natürlicher US-Strahlung (von der Sonne) aussetzen. Wünschenswert wäre dagegen, wenn die Jugendlichen schon braun sein wollen, dass sie auf Bräunungscremes zurückgreifen. Welche Folgen ein Verbot von Solarien für Jugendliche hat, ist noch wenig untersucht.
Reed et al. (2014) machten sich den Umstand, dass die Länder Schottland, Wales und England zu verschiedenen Zeitpunkten annähernd gleichlautende Gesetze verabschiedeten, in denen die Benutzung von Solarien durch Minderjährige untersagt wurde, für ein natürliches Experiment. Sie ließen durch „Google Trends“ auswerten, wie häufig im Internet in den einzelnen Ländern nach „Selbstbräuner“ und ähnlichen Begriffen gesucht wurde. Dabei verglichen sie die Jahre vor Verabschiedung dieser Gesetze mit den Jahren nach Inkrafttreten der Gesetze. „Google Trends“ lieferte für jedes Jahr einen Index, der angibt, wie relativ häufig der Begriff gesucht wurde. Dieser Index kann zwischen 0 (kaum Suchanfragen) und 100 (maximal häufige Suchanfragen) liegen. In Schottland lag dieser Index für die Jahre 2004 bis 2008 (Verabschiedung des Gesetzes) bei 0. In den folgenden Jahren stieg der Index auf durchschnittlich etwa 40. In Wales lag der Index in den Jahren 2004 bis 2010 (Verabschiedung des Gesetzes) ebenfalls bei 0, anschließend stieg er auf rund 30. In England wurde das entsprechende Gesetz ebenfalls im Jahr 2010 verabschiedet. Hier lag der Index in den Jahren 2004 bis 2010 bei 20 bis 25. In den Jahren ab 2011 lag der Index dann bei rund 50.
Reed et al. (2014) interpretieren diese Entwicklung als das Resultat „informationeller Verstärkung“. Die Informationen über Selbstbräuner wurden durch den Wegfall (oder die Erschwernis) der Möglichkeit, Solarien zu benutzen, für die Jugendlichen zum effektiven Verstärker. Zuvor waren diese Informationen weniger bedeutsam und wurden deshalb auch seltener aufgesucht.
Literatur
Kourosh, Arianne S.; Harrington, Cynthia R. & Adinoff, Bryon. (2010). Tanning as a behavioral addiction. The American Journal of Drug and Alcohol Abuse, 36(5), 284-290. doi: 10.3109/00952990.2010.491883
Reed, Derek D. (2015). Ultra-violet indoor tanning addiction. A reinforcer pathologies interpretation. Addictive Behaviors, 41, 247-251. doi: 10.1016/j.addbeh.2014.10.026