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Nicht rasen und gewinnen

Warum gibt es eigentlich nur Strafen für Verkehrsverstöße? Kann man nicht auch die belohnen, die sich an die Regeln halten?
Wer sich nur deshalb an die Regeln hält, weil er Strafen fürchtet, verhält sich so aufgrund negativer Verstärkung. Das hat zur Folge, dass er die Regeln brechen wird, wenn er es straffrei tun kann. Wer sich dagegen an Regeln hält, weil er etwas davon hat, dessen Verhalten wurde positiv verstärkt. Er wird wahrscheinlich auch dann die Regeln beachten, wenn er keine Strafe fürchten muss. Leider lässt sich das Prinzip der positiven Verstärkung im öffentlichen Raum – speziell im Straßenverkehr – kaum umsetzen. Dieses Video zeigt ein Beispiel, wie es doch gehen kann: Eine Lotterie, bei der alle gewinnen können, die sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten.

In eine ähnliche Richtung zielt die kanadische Polizei, die statt Strafzetteln für Missetäter „Lobzettel“ (positive tickets) vereilt, vgl. hier.

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05/03/2013 · 18:20

Chomsky vs. Skinner

Dem Sprachwissenschaftler Noam Chomsky wird gern nachgesagt, er habe Skinners Ansatz zur Erklärung sprachlichen Verhaltens „widerlegt“ (und allgemein Skinner und überhaupt den Behaviorismus – vgl. aber meine Zusammenfassung der Kritik an Chomskys Kritik und Theodor Icklers hervorragende Persiflage auf die grobe Falschdarstellung von Skinner). Auf diesem Video findet man eine Zusammenstellung einiger Beiträge sowohl von Chomsky als auch von Skinner

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27/02/2013 · 22:39

„Tauben, die Bomben lenken“ – definitiv tödlicher als „Männer, die auf Ziegen starren“

B. F. Skinner (1960) trainierte während des 2.Weltkriegs Tauben, sodass diese eine Flugbombe vom Typ „Pelican ins Ziel lenken konnten (Project Pigeon). Die Tauben lernten, das Bild eines Kriegsschiffes zu erkennen und durch ihr Picken eine Flugbombe so zu steuern, dass sie direkt auf dieses Ziel hinsteuerte. Das Projekt war erfolgreich, wurde aber nicht umgesetzt, da die zuständigen Militärs ihre Bomben nicht den angeblich dummen Vögeln anvertrauen wollten.

Ein gut gemachtes, kurzes Video über B. F. Skinners Tauben, die Bomben lenken konnten.

Skinner hatte bei seiner Arbeit an Project Pigeon im Jahr 1943 das Shaping – das willkürliche Formen von Verhalten – entdeckt (Peterson, 2004). Er und seine Mitarbeiter brachten einer Taube „von Hand“, d. h. durch Betätigung der Füttervorrichtung per Hand (nicht automatisch) das Kegeln mit einer kleinen Holzkugel bei. Dies war eine echte Überraschung für Skinner, der zwar schon ein solches Experiment beschrieben hatte, bislang aber nur Shaping, das durch eine Vorrichtung in der Box erzeugt wurde, untersucht hatte. Insbesondere wurde Skinner dabei bewusst, dass der Versuchsleiter und die Taube eine Art Sprachgemeinschaft bilden. Von diesem „Tag der Erleuchtung“ gingen daher auch wichtige Impulse für die Arbeit an Verbal Behavior aus.

Auf die Tauben als Versuchstiere war Skinner wohl nur gekommen, weil sie in der Mühle, in der er mit seinem von den US-Streitkräften nur sparsam finanzierten Projekt residieren musste, ständig ein- und ausflogen. Skinner blieb der Taube als Versuchsobjekt anschließend treu. Die meisten „rattenpsychologischen“ Experimente sind eigentlich „taubenpsychologische“ (Bjork, 1997).

Vgl. auch den Beitrag auf dem Blog des „Smithsonian“ vom 18.8.2011.

Mehr zum Thema im Cybernetic Zoo.

Literatur

Bjork, D. W. (1997). B. F. Skinner. A life. Washington, DC: American Psychological Association.

„Hunde, die Auto fahren“

Ebenfalls schön finde ich diesen BBC-Beitrag:

http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-20614593

Auch dies ist ein Resultat der Anwendung der Erkenntnisse der Verhaltensanalyse.

Im Übrigen wurden viele Prinzipien der Verhaltensanalysen schon vor ihrer wissenschaftlichen Erforschung von Praktikern beschrieben.  Burch und Pickel (2004) erwähnen z. B. den Saarbrücker Polizeikommissar Konrad Most (1910), der viele verhaltensanalytische Prinzipien der Tierdressur in seinem Buch „Abrichtung des Hundes: Individuell und ohne Strafen“ vorwegnahm.

(Danke an die Autoren der Mailingliste Teaching Behavior Analysis für die Hinweise auf die Videos).

Ein Kommentar

11/01/2013 · 19:34